Der Turm & Die Hohepriesterin – Gelassen im Chaos

Heute ist die Energie ein wenig wie beim Meme des Disaster Girls.

Der Turm, das dargestellte Chaos. Der Einbruch von Systemen. Der Wegfall des Bekannten und der Zerstörung der Dinge, welche uns nicht gut tun. Dazu die Hohepriesterin, die Ruhe und Gelassenheit in Person. Was auch immer heute passiert: Mach dir Popcorn, lehn dich zurück und warte.

Die Zerstörung des Turmes ist ein spannender Moment. Ähnlich wie die Rune Hagalaz, der Hagelsturm, verkörpert sie einen plötzlichen Einsturz. Sehr oft habe ich schon über den Turm geschrieben, somit weißt du sicher auch, dass diese Karte nichts Schlechtes repräsentiert. Der Umbruch, die Veränderung kommen nur so plötzlich, dass es sich erst einmal wie ein Schock anfühlen kann. Doch bei genauerer Betrachtung stellen wir dann fest: „Hoppala, war gut so.“ Manchmal braucht es eben einen kräftigen Knall, damit wir realisieren, wie kaputt etwas schon vorher war.

Oft habe ich dir geschrieben, dass es beim Turm um die falsche oder poröse Substanz geht. Ein solides Gebäude aus Stein, welches massiv in den Himmel ragt, kann nicht einfach so von einem Blitz zerstört werden. Je stabiles Fundament und eine gute Grundsubstanz halten jedem Sturm statt. Der Turm kann alles symbolisieren: Beziehungen, Jobs, materielle Güter, einfach alles. Er zeigt uns den Rost, der sich in unserem Auto versteckt und uns langsam der Straße näher bringt. Er zeigt uns Mitglieder unseres Teams, welche sich durch mogeln. Aber auch festgefahrene Beziehungen kann er aufzeigen. Vielleicht geht es um eine Freundin, welche schlecht hinter deinem Rücken redet. Der Turm kann alles sein, was nicht sicher oder stabil ist.

Doch heute sind wir ja Disaster Girl, denn die Hohepriesterin schaut gelassen zu. Sie ist die Ruhe und das Schweigen. Aber sie ist präsent. Alles in ihrer Umgebung nimmt sie war. Ein kleiner Funken aus dem Universum ist für sie genau so spürbar, wie das brennende Haus. Sie wertet nicht, sondern nimmt diese Informationen erst einmal auf. Sie spürt die Gegensätze, kennt die Zyklen und das Gleichgewicht. Die Hohepriesterin weiß: Wenn etwas zerstört wird, dann ist da Platz für etwas Neues. Manche Lücken müssen aber auch gar nicht mit etwas Neuem aufgefüllt werden, sondern sie bieten anderen Dingen Raum, sich voll zu entwickeln.

Auch wenn beide Karten aus der Großen Arkana kommen, es muss nicht immer etwas Großes bedeuten. Manchmal sind diese Turmmomente auch kleiner Natur. Ein Lieblingskleidungsstück ist plötzlich eingangen – Zeit sich davon zu trennen. Ein Schmuckstück geht kaputt – vielleicht hat die Erinnerung, welche es in sich trägt, ausgedient. Eine Haarfarbe wird nicht so, wie es gedacht war – endlich eine Typveränderung.

Wenn heute etwas schief geht, darfst du dich gern fragen warum. Doch sieh es nicht verbissen. Nimm es mit Ruhe und Gelassenheit. Schau warum etwas passiert ist, vielleicht erkennst du dann poröse Stellen. Beobachte, lausche und nimm einfach wahr, was da passiert. Auch wenn es dein Leben direkt betrifft, versetz dich für einen Moment in die Rolle der Kamera und sieh einfach zu. Du wirst sehen, es wird helfen.

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Credits

Rider–Waite-Smith Tarot
veröffentlicht bei Königsfurt-Urania Verlag
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